Ein Junge und ein älterer Herr liegen sich auf einem Teppichboden gegenüber und sehen sich lächelnd an. Beide haben den Kopf auf die Arme gestützt.
zurück zur Übersicht

Versorgung sichern – Generationen stärken

Gesundheitspolitik

Österreich wird älter – und das wird unsere Gesellschaft verändern und langfristig prägen. Fachleute sprechen vom demografischen Wandel als einem der zentralen Megatrends unserer Zeit, manche sogar von einer Schicksalsfrage für unsere Gesellschaft. Bis 2050 wird rund ein Drittel der Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein, eine Entwicklung, die nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche betrifft. Insbesondere in den Bereichen Pflege und Gesundheit sind die Auswirkungen schon heute spürbar – und werden weiter zunehmen.

von Mag. Franz Ebner
Landesgeschäftsführer des OÖ Seniorenbundes, Mitglied des Bundesrates. Bis Ende 2024 dessen Präsident. In dieser Funktion organisierte er eine Enquete zur Demografie.

Altern in Würde: Aufgabe für Politik und Gesellschaft

Doch dieser Wandel geschieht nicht von heute auf morgen, sondern sukzessive. Wir haben also die Chance, ihn aktiv zu gestalten – vorausschauend, verantwortungsvoll und im Interesse aller Generationen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Wie gelingt ein Altern in Würde – für jede und jeden von uns? Die Antwort liegt nicht nur in einem funktionierenden Pflege- und Gesundheitssystem, sondern auch in einem solidarischen Miteinander der Generationen.

Zunächst gilt es aber mit einem Vorurteil aufzuräumen: „Alt“ ist nicht gleichbedeutend mit Hilfsbedürftigkeit oder Gebrechlichkeit. Viele ältere Menschen sind vital, engagiert und möchten aktiv zum gesellschaftlichen Leben beitragen. Aber natürlich steigt mit zunehmendem Alter das Risiko, auf Pflege oder medizinische Unterstützung angewiesen zu sein.

Solidarität und Zusammenhalt zwischen den Generationen sind der Schlüssel, um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern.
Portraitfoto von Mag. Franz Ebner, Landesgeschäftsführer des OÖ Seniorenbundes, Mitglied des Bundesrates.  Bis Ende 2024 dessen Präsident.  In dieser Funktion organisierte er eine Enquete zur Demografie

Mag. Franz Ebner

Landesgeschäftsführer des OÖ Seniorenbundes, Mitglied des Bundesrates

In der Diskussion über die Zukunft der Pflege und Gesundheitsversorgung tragen wir als Gesellschaft und insbesondere in der Politik die Verantwortung, dass jeder Mensch im Krankheitsfall, bei Beeinträchtigungen und im Pflegefall bestmöglich behandelt und betreut wird. Denn jede und jeder hat das Recht, in Würde zu altern.

Ein Großteil der Pflege wird von Angehörigen geleistet – sie sind das Rückgrat unseres Pflegesystems. Die meisten wünschen sich auch, so lange als möglich zu Hause leben zu können. Doch durch den wachsenden Pflegebedarf und veränderte Familienstrukturen kommt die Angehörigenpflege unter Druck. Umso wichtiger ist es, pflegende Angehörige besser zu unterstützen – emotional, finanziell und organisatorisch.

Gleichzeitig braucht es Menschen, die sich für den Pflegeberuf entscheiden. Wie Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Pühringer einmal treffend sagte: „Ohne genügend Menschen, die sich für den Pflegeberuf entscheiden, wird jede Pflegereform scheitern.“

Pflege braucht Anerkennung und Unterstützung

Wer mit Pflegekräften spricht, erkennt rasch, dass es sich um einen sinnstiftenden Beruf handelt, den die meisten aus Berufung und trotz vieler Herausforderungen gerne ausüben.

Umso wichtiger ist es, diesen attraktiver zu gestalten, für jene, die ihn ausüben und jene, die ihn ergreifen wollen: durch Entlastung von Bürokratie, den Einsatz neuer Technologien und vor allem gesellschaftliche Anerkennung. Der Pflegeberuf muss vom Mangelberuf zum Traumberuf werden. Erste wichtige Schritte wurden mit den Pflegereformen und auch beispielsweise in Oberösterreich gesetzt.

Von der Reparaturmedizin zur Vorsorgemedizin

Auch im Gesundheitswesen müssen wir umdenken. Gesundheit ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben im Alter. Ein bekanntes Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird.“ Und man kann selbst viel dazu beitragen, möglichst lange gesund zu bleiben – durch Vorsorge und einen gesunden Lebensstil.

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: weg von der Reparaturmedizin, hin zu einer Vorsorgemedizin. Prävention ist nicht nur kostengünstiger, sondern auch Ausdruck von Verantwortung, gegenüber sich selbst und der Gesellschaft. Anreizmodelle wie ein lebenslanger Gesundheitspass könnten hier neue Impulse setzen.

Gleichzeitig muss eine flächendeckende medizinische Versorgung sichergestellt werden. Es muss gelingen, wieder mehr Kassenärztinnen* und -ärzte*, vor allem für die Allgemeinmedizin, zu gewinnen. Aber auch Primärversorgungseinheiten, eine gezielte Patient*innensteuerung sowie das Vorantreiben der Digitalisierung, um die Effizienz zu steigern und Doppelgleisigkeiten zu verhindern, sind wichtige Bausteine.

Bei dieser Diskussion dürfen wir die ältere Generation nicht nur als Kostenfaktor sehen. Was oft übersehen wird: Sie ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft, sei es im Ehrenamt, bei der Kinderbetreuung und in der Angehörigenpflege. Und auch wirtschaftlich ist diese Bevölkerungsgruppe bedeutsam – ein Viertel des privaten Konsums geht auf ihr Konto.

Zusammenhalt zwischen Jung und Alt als Schlüssel

Aber es darf auch die Perspektive der jüngeren Generation nicht fehlen. Viele stellen sich Fragen wie: Werde ich im Alter noch gut versorgt sein? Wird die Pension zum Leben reichen? Diese Sorgen sind nachvollziehbar und müssen ernst genommen werden, aber sie dürfen nicht zu einer Spaltung zwischen Jung und Alt führen.

Der demografische Wandel betrifft uns alle – heute und in Zukunft. Was es braucht, ist gegenseitiges Verständnis und ein gemeinsamer Blick nach vorne. Ich bin davon überzeugt: Solidarität und Zusammenhalt zwischen den Generationen sind der Schlüssel, um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern und ein Altern in Würde zu garantieren.

Diesen und weitere Beiträge finden Sie in unserem Demografie-Paper.

Jetzt Demografie-Paper herunterladen (PDF, 909 KB)

Headerbild: Vitaly Gariev – Unsplash

Ähnliche Beiträge zu diesem Thema