Nahaufnahme einer Läuferin, die sich die Schnürsenkel ihrer Laufschuhe bindet.
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Nudge me! Prävention statt Reparatur

Gesundheitspolitik

Der demografische Wandel zählt zu den größten Herausforderungen für das Gesundheits- und Sozialsystem – nicht nur in Österreich, sondern europaweit. Mit einer älter werdenden Bevölkerung wächst der Bedarf an medizinischen und sozialen Leistungen. Die SVS begegnet dieser Entwicklung mit Prävention, Innovation und Eigenverantwortung – für mehr gesunde Lebensjahre und eine nachhaltige Versorgung.

von Dr. Alexander Biach
Generaldirektor der SVS

Seit Jahrzehnten zeichnet sich ein kontinuierlicher Trend ab: Die Lebenserwartung in Österreich steigt, doch die Zahl der gesunden Lebensjahre hält mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Zwar erfolgt die medizinische Versorgung hierzulande auf hohem Niveau und der Zugang zu Gesundheitsleistungen ist für alle Bevölkerungsgruppen per e-card flächendeckend gewährleistet, dennoch sind wir nicht automatisch länger gesund. Im Schnitt werden wir 81,3 Jahre alt – aber bereits ab 65 Jahren benötigt ein Fünftel der Bevölkerung Unterstützung, Betreuung oder Pflege. Viele Erkrankungen sind chronisch und auf den Lebensstil zurückzuführen: mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, psychische Belastungen. Die Folgen sind nicht nur individuell spürbar, sondern fordern zunehmend das Gesundheits-, Pflege- und Pensionssystem.

Aus finanzieller und gesellschaftlicher Sicht ist es besser, in Vorsorge zu investieren, anstatt ausschließlich in die Reparaturmedizin.
Portraitfoto von Dr. Alexander Biach, Generaldirektor der SVS

Dr. Alexander Biach

Generaldirektor der SVS
Demografischer Wandel erfordert Umdenken

Österreich investiert pro Kopf jährlich rund 5.130 Euro (vgl. „Health at a glance“-Report 2021) in medizinische Versorgung, nur ein geringer Anteil von rund 98 Euro fließt in präventive Maßnahmen. Das zeigt: Der Fokus liegt klar auf Behandlung – statt Vorsorge. Es braucht ein Umdenken.

Deshalb setzt die Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) bewusst auf Prävention als strategische Antwort auf demografische Herausforderungen. Effektive präventive Maßnahmen sind ein zentraler Hebel, um Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Versicherten langfristig zu stabilisieren, Gesundheitskompetenz sowie Eigenverantwortung zu stärken – und damit letztlich auch die Systeme der sozialen Sicherheit nachhaltig zu entlasten. Denn aus finanzieller und gesellschaftlicher Sicht ist es besser, in Vorsorge zu investieren, anstatt ausschließlich in die Reparaturmedizin.

Die SVS verfolgt daher den Grundsatz „Prävention statt Reparatur“ – mit dem Ziel, mehr gesunde Lebensjahre zu ermöglichen. Verhaltensökonomische Ansätze haben sich dabei als wirkungsvoller Zugang erwiesen, um gesundheitsförderndes Verhalten zu etablieren. Denn gezielte Anreize in Form von „Nudges“ können Menschen motivieren, eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu agieren. Und sie unterstützen dabei, gute Vorsätze umzusetzen, indem sie die gesunde Wahl attraktiver oder einfacher machen.

Prävention als Strategie der SVS

Angebote sichtbar machen, Motivation schaffen – eine Strategie, die für die SVS in der Prävention entscheidend ist. Umfangreiche Initiativen und ein attraktives Anreizsystem stärken Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz der Versicherten. Immer mit dem Ziel vor Augen zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren und Erkrankungen vorzubeugen. Einen wichtigen Beitrag leisten etablierte Programme wie Selbständig Gesund, bei dem Versicherte nach Erreichen von Gesundheitszielen ihren Selbstbehalt auf bis zu fünf Prozent reduzieren können, der Gesundheits-Check Junior – ein Vorsorgeangebot für die Jüngsten mit Gesundheits-Coaching, die vielfältigen SVS-Gesundheitsangebote von SVS-Camps über SVS-Gesundheitswochen oder der SVS-Gesundheitshunderter zur Unterstützung von gesundheitsfördernden Aktivitäten.

Zusätzlich setzt die SVS auf thematische Schwerpunkte, um die Vorsorge noch stärker ins Bewusstsein zu rücken. Wer Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt, wird nicht nur gesundheitlich, sondern auch finanziell belohnt – ein weiterer Schritt hin vom Reparatur- zum Präventionssystem.

Kleiner Anreiz – große Wirkung

Dass gezielte Anreizsysteme wirken, zeigt unter anderem die Schlussbilanz der SVS-Gesundheitsaktion „Gemeinsam vorsorgen.“ im Jahr 2023. Die breit angelegte Präventionsinitiative sollte mit einem Bonus von 100 Euro einen effektiven Anreiz schaffen, eine Vorsorgeuntersuchung zu absolvieren. Die Initiative hat mit einem Plus von 41,5 Prozent im Vergleich zu 2022 zu einem regelrechten Boom bei Vorsorgeuntersuchungen geführt. Besonders erfreulich: Die Aktion zeigte insbesondere bei jenen Versicherten Wirkung, die zuvor keine Präventionsangebote genutzt hatten und macht damit deutlich, dass gezielte Anreize auch schwer erreichbare Gruppen aktivieren können.

Mit innovativen Präventionsprogrammen, gezielten Anreizen und einem klaren Bekenntnis zu Eigenverantwortung nimmt die SVS eine Vorreiterrolle im österreichischen Gesundheitswesen ein – und sorgt dafür, dass ihre Versicherten dem demografischen Wandel gesund und selbstbestimmt begegnen können.

Diesen und weitere Beiträge finden Sie in unserem Demografie-Paper.

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Headerbild: Charles Gaudreault – Unsplash

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